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Natur Natur sein lassen

Natur Natur sein lassen

Das geht in einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland niemals auf großer Fläche. Sowohl Wald als auch landwirtschaftliche Flächen sind Kulturflächen und von Menschenhand geschaffen.Die Artenvielfalt geht auch in Nationalparken zurück bzw. ändert sich ( z.B. Schwarzwald ) .
Den Verzicht auf Holznutzung kann sich der Staatshaushalt nicht leisten und die jährlichen Millionen € für die Unterhaltung fehlen an anderer Stelle.
Die Besucher werden im Besucherzentrum „abgefangen“ und später immer mehr aus dem Wald ausgeschlossen.
Sinnvoller wäre, das allgemeine Betretungsrecht in Wald und Feld zu begrenzen, damit sich dort mehr ungestörte Natur entwickeln kann.
Auch ein bewirtschafteter Wald kann Artenvielfalt
und seltene Pflanzen und Tiere gewährleisten. Das zu fördern, macht mehr Sinn und ist billiger.
Die äußeren Einflüsse unserer Industriegesellschaft lassen sich nicht begrenzen und deshalb wird es niemals eine unberührte Natur und einen „Urwald“ geben können,wie in anderen Teilen der Welt, wo ein Vielfaches an Fläche vorhanden ist.
Wie sollen etwaige negative Auswirkungen ( z. B. Borkenkäfer ) auf Nachbarflächen vermieden und entschädigt werden?
Das gelang im Bayrischen Wald bisher auch nicht. Der Käfer kennt keine Grenzen und fliegt weiter als gedacht!
Der touristische Aufschwung wurde überschätzt, die meisten Besucher waren „Rucksacktouristen“ ohne Übernachtung.
Das fehlende Holz muss klimaschädlich aus anderen Gegenden mit geringeren Standards kommen.

Antwort

Hallo Gast,

vielen Dank für Ihre Fragen zu verschiedenen Aspekten der Ausweisung eines Nationalparks.
Die Erfahrung zeigt, dass Nationalparke in Deutschland Erfolgsmodelle sind und sowohl im Naturschutz als auch in der Regionalentwicklung wichtige Impulse setzen. In Bezug auf die Artenvielfalt zeigt gerade der Nationalpark Eifel, welche positive Wirkung ein solches Großschutzgebiet mit seiner Fläche von gut 10.700 Hektar hat. Unter den 11.356 nachgewiesenen Arten im Nationalpark befinden sich 2.614, die auf der „Roten Liste der gefährdeten Arten“ stehen. Allein im Jahr 2022 konnten Forscherinnen und Forscher im Nationalpark Eifel weitere 156 Arten nachweisen. Einen Überblick über die im Nationalpark lebenden Arten erhalten Sie beim Nationalpark Eifel.

Hinsichtlich des Landeshaushalts hat die Landesregierung versichert, dass die Einrichtung eines zweiten Nationalparks zu keinen Budgetkürzungen an anderer Stelle führen wird. Gemessen am Gesamthaushalt des Landes sind die Erlöse aus der Bewirtschaftung der Staatswaldflächen in der Flächenkulisse eines potentiellen Nationalparks Egge vergleichsweise gering. So beliefen sich die Erlöse aus dem Verkauf des dort eingeschlagenen Holzes in den letzten zehn Jahren auf durchschnittlich rund 4,9 Mio. €. Vom Erlös sind noch die Unkosten abzuziehen, die durch Holzernte und Vermarktung entstehen, der tatsächliche Gewinn fällt daher deutlich geringer aus. 4,9 Mio. € entsprechen rund 0,08 Promille der durchschnittlichen jährlichen Steuereinnahmen des Landes im gleichen Zeitraum. 

Zu Ihrem Punkt, Besucherinnen und Besucher würden abgefangen beziehungsweise sogar aus dem Wald ausgeschlossen ist anzuführen, dass das Ausschließen von Besucherinnen und Besuchern dem gesetzlichen Auftrag eines Nationalparks gem. § 24 Abs. 2 BNatSchG widerspräche. Demnach besteht das tatsächliche Ziel eines Nationalparkes darin, das Naturerleben der Bevölkerung zu fördern. Diesem Ziel dient auch die Einrichtung von Besucherzentren, in denen beispielsweise umfangreich über Angebote des Naturerlebnisses im Wald informiert wird. Dies ist in allen deutschen Nationalparken gelebte Praxis. 

Auch für die Vermeidung potentiell negativer Auswirkungen auf angrenzende Flächen wird im Zuge der Ausweisung und Unterhaltung eines Nationalparks Sorge getragen. Der von Ihnen erwähnte Borkenkäfer kann bei Waldnationalparken dazu beitragen den Lebensraum Wald zu entwickeln, da seine Auswirkungen zahlreiche natürliche Entwicklungsprozesse anregen. Allerdings hat die Nationalparkverwaltung darauf zu achten, dass der Käfer nicht in benachbarte Wirtschaftswälder ausfliegt und dort Schäden anrichtet. So findet im Nationalpark Eifel die Pflanzung von Laubbäumen prioritär entlang der Grenzen zu angrenzenden Wirtschaftswäldern statt. Auf diese Weise entsteht dort ein laubholzreicher Waldriegel, der eine Ausbreitung von Borkenkäfern verhindern soll. Zur Flugzeit der Käfer kontrolliert die Nationalparkverwaltung zudem regelmäßig die Pufferstreifen auf Käferbefall und entfernt befallene Bäume.

Eine wissenschaftliche Untersuchung aus den Jahren 2014/2015 im Nationalpark Eifel zeigt, dass der Tourismus im ersten Nationalpark Nordrhein-Westfalens einen Bruttoumsatz von über 30 Mio. € einbrachte, was rechnerisch 674 Arbeitsplätzen entspricht. Der Nationalpark Eifel generiert damit sehr wohl einen wirtschaftlichen Mehrwert, der wiederum die gesamte Nationalparkregion nachhaltig vitalisiert hat. Seit der ersten Untersuchung im Jahr 2007 haben sich die jährlichen Besuchszahlen bis heute auf über eine Million Besucherinnen und Besucher gesteigert und damit mehr als verdoppelt. Weitere Informationen zu den sozioökonomischen Effekten des Nationalparks Eifel finden sich hier.
Das Beispiel Nationalpark Bayerischer Wald zeigt sehr wohl und ebenfalls sehr deutlich, dass der Naturtourismus die regionale Wirtschaftsentwicklung befördert.

 

Viele Grüße,

Ihr Moderationsteam

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